In einer Zeit, in der sich alles immer schneller zu entwickeln scheint, bekommen wir leicht das Gefühl, als müssten wir uns ständig beeilen. Immer. Denk´ aber mal daran: Wenn wir uns ständig beeilen, ja ständig “in Eile” sind, dann machen wir um so leichter Fehler. Und so verlieren wir langfristig gesehen auch Chancen. In Stresssituationen neigen wir einfach dazu, zu vergessen, dass wir in der Lage sind, unser Gesamtergebnis wirklich drastisch zu verbessern, wenn wir zunächst einfach langsamer werden.
Wir sehen, dass das auch in der Unternehmenswelt so ist. Um als Unternehmen erfolgreich zu sein, müssen dessen Führungskräfte und die anderen Beteiligten ständig bessere (und intelligentere) Wege finden, um effizienter zu sein. In dieser hastigen Suche nach optimaler Leistung und Strategieumsetzung ist es leicht, die wichtigen Dinge aus den Augen zu verlieren und zu erkennen, worauf wir unsere Bemühungen konzentrieren sollten.
Vor kurzem traf ich wieder einen Geschäftsführer, der helfen wollte, die Effizienz seines Teams zu steigern. Er fühlte, dass die Teammitglieder mit den täglichen Aufgaben überfordert waren. Sie blieben hinter der Umsetzung des strategischen Plans zurück. Sie sahen nicht mehr die gleiche Wirkung ihrer strategischen Initiativen wie vorher. Der Geschäftsführer hatte zwar eine ausgeklügelte Strategie, aber er hatte auch erkannt, dass die Umsetzung seiner Strategie eigentlich schwieriger war, als die urprüngliche Erstellung. Er wollte meinen Input haben, um erkennen zu können, welcher der nächste Schritt für ihn als Unternehmer ist.
Mein Vorschlag war, einen halbtägigen Assessment-Workshop für die Team-Mitglieder durchzuführen. Wir mussten dazu schliesslich nur einen Termin festlegen, an dem das gesamte Team zusammenarbeiten konnte. So konnte er einen Überblick über die aktuelle Situation bekommen.
Da der Kern des Problems dieses ständige Gefühl des Verzugs war, kam es für mich nicht überraschend, dass seine erste Antwort negativ war. “Im Ernst, wir müssen die Effizienz steigern und die Ausführung beschleunigen”, sagte er. “Wir können jetzt keinen halben Tag mit einem Assessment-Workshop verbringen. Das wird uns noch weiter einbremsen.”
Ich musste ihn an das alte Sprichwort erinnern: “Wenn Du es eilig hast, gehe langsam!” – Selbst die großen Anführer aus der Geschichte, die große Erfolge erzielt hatten, wussten, wie wichtig es ist, langsam zu gehen. Der Gründer des Römischen Reiches, Augustus, hatte den lateinischen Ausdruck “Festina Lente” verwendet. Er bedeutet etwa: “Beeil dich, aber langsam.” Er diente Augustus als Erinnerung daran, Aktivitäten in einem ausgeglichenen Verhältnis von Dringlichkeit und Sorgfalt auszuführen.
Wenn wir nämlich anfangen, uns zu schnell zu bewegen, nehmen wir oft nicht wahr, was wir eigentlich sehen müssten. Es ist deswegen wichtig, uns langsam genug zu bewegen, damit wir unterwegs alle notwendigen Korrekturen vornehmen können. In genau dem Moment nämlich, in dem sie auftreten. Falls wir das dagegen nicht tun, verbringen wir am Ende des Prozesses mehr Zeit damit, die Dinge wieder in Ordnung zu bringen, für die wir uns unterwegs keine Zeit genommen haben.
Auch wenn es sich vollkommen unlogisch anfühlt, sich die Zeit zu nehmen, einen Gang runter zu schalten, während wir in Eile sind, wird dieses Vorgehen unsere Chance, im nächsten Schritt den richtigen Zug zu machen, deutlich erhöhen.
Es ist im Nachhinein schwer zu sagen, ob es die Vision war, ein moderner Augustus zu werden oder meine Zusicherung bezüglich der positiven Auswirkungen dieses Workshops, aber etwas überzeugte meinen Kunden, dass er genau das nun tun musste. Später würde er seine Zufriedenheit mit den Ergebnissen zum Ausdruck bringen. Und so war es auch: Die wenigen gemeinsamen Stunden halfen nicht nur allen Beteiligten, sich einen gemeinsamen Überblick über die aktuelle Situation zu verschaffen. Vielmehr entdeckten die Teilnehmer auch, wo das Team ungenutzte Potenziale verbarg und wo es Veränderungen vornehmen musste, um die Aufmerksamkeit auf den eigenen strategischen Schwerpunkten zu behalten. Zusätzlich half der Workshop, die Aufmerksamkeit des gesamten Teams wieder auf den richtigen Weg zu bringen, was eine größere Wirkung hatte, als der Geschäftsführer sich vorher hatte vorstellen können.
Vielleicht willst du selbst gar kein Römisches Reich aufbauen. Es ist sogar vollkommen egal, was du zu tun versuchst, deine Ausführungsgeschwindigkeit wird vermutlich ganz enorm davon profitieren, wenn du einige Stunden langsamer wirst, um einen guten Überblick darüber zu erhalten, wo du und dein Team gerade stehen.
Und so funktioniert die Durchführung in 3 einfachen Schritten für dein Team:
Verschaffe deinem Team eine gemeinsame Sichtweise auf den status quo! – Wenn alle Mitglieder deines Teams über einen längeren Zeitraum hinweg konzentriert und individuell arbeiten, dann passiert es leicht, dass allen der Blick für das Gesamtbild verloren geht. Um also eine gemeinsame Übersicht über die aktuellen Stärken und Potenziale zu erhalten, gib´ deinen Teammitgliedern kurzfristige Maßnahmen an die Hand, die für die Erreichung des langfristigen Ziels einfach notwendig sind.
Stärke die Ambitionen! – Wie wir ja schon wissen, geschieht nichts Großartiges ohne Ambitionen. Der Schlüssel für die Ambitionen liegt darin, nicht nur sicherzustellen, dass du als Führungskraft hohe Ambitionen hast, sondern vor allem auch darin, sicherzustellen, dass dein Team diese Ambitionen teilt und weiß, worauf es sich konzentrieren muss, um in die gleiche Richtung zu arbeiten.
Erkenne Fortschritte an! – Die Anerkennung von Fortschritten ist eines der stärksten Mittel für die Mitarbeiter-Motivation. Sich die Zeit zu nehmen, um anzuerkennen, wo man sich befindet, ist eine einfache und kraftvolle Investition, um eine erhöhte Motivation für das weitere Vorgehen zu erreichen.
Wenn du diese 3 Schritte folgerichtig gemacht hast, geben sie dir und deinem Team ganz neue Energie für eine bessere Zusammenarbeit und Ausführung als Team, die nicht nur inspirierend, sondern sogar unterhaltend ist!
Es beginnt alles mit der Erkenntnis, dass man manchmal langsamer gehen muss, um richtig schnell zu sein!
Herzlich
Michael Verlemann